Direkt zum Navigationsmenü.


Schüler helfen ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern in Kiew, Minsk und Moskau.

Minsker Schüler entwickeln neue Ideen.

Ein Bericht von Jan Illig.

Im Direktorat der Minsker 137. Schule hatten sich am 27. Mai neben der Direktorin, Nina Schilova, unsere Projektkoordinatorin in Minsk, Ljudmila Schenikova, die Mentorinnen vom Minsker Opferverband und unsere Helfer von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste sowie SFVO, Heiner Dörfler und Philipp Rumler, versammelt. Die Projektkoordinatorin aus Moskau, die Lehrerin Oksana Mezerova, war ebenfalls nach Minsk gekommen.

Mit den freiwilligen Projektschülern aus Minsk sind Heiner Dörfler und ich am 31. Mai nachmittags in die „Schaschliki“, zum Schaschlik-Grillen, in die Minsker Wälder gefahren.

Stolz berichteten die Minsker von ihren Erfolgen: Im Projekt arbeiten bereits 10 freiwillige Schüler, zu 41 ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern wurden bereits Kontakte geknüpft, 12 dieser alten Leuten werden regelmäßig betreut. Der insgesamt 30. Besuch hatte am 26. Mai stattgefunden.

Die Schüler haben sich zusammen mit Heiner Dörfler und ihrer Lehrerin viele Aktionen ausgedacht, kleine Aktionen von großer Resonanz für Hilfsbedürftige aber auch die Schüler. Unser Projekt ist in Minsk mittlerweile Stadtgespräch geworden. Außerdem war die Minsker Initiativgruppe in den Hauptnachrichten des Minsker Fernsehens.

Einige besonders wirkungsvolle Aktionen der Minsker sollen an dieser Stelle genannt werden:

Ninel Francovna Meschkes erinnert sich.

Über das Echo der Aktionen in Minsk berichtet die ehemalige Zwangsarbeiterin Ninel Francovna Meschkes:

Gegenwärtig entwickelt sich in der Republik Weißrussland eine Freiwilligenbewegung von Schülern zur Hilfe für ehemalige Zwangsarbeiter.

Bereits vor Beginn des Großen Vaterländischen Krieges kam ein Film „Timur und sein Trupp“ in die Kinos. Den Heranwachsenden gefiel dieser Film wegen der moralischen Eigenschaften der Filmhelden. Leider dominieren im heutigen Kino Gewalt und Seelenlosigkeit. Vor diesem Hintergrund ist die Wiedererstehung einer Freiwilligenbewegung besonders wertvoll.

Ich glaube, daß diese Bewegung nicht nur ehemaligen Häftlingen, die im Krieg ihre Kindheit verloren haben, hilft, sondern sich auch auf die Erziehung der heutigen Jugend im Geist der gutgemeinten Verständigung mit der älteren Generation auswirkt.

Was mich betrifft, so ist für mich der moralische Aspekt wichtiger als der materielle, und deshalb schätze ich die Aufmerksamkeit der Jugend gegenüber der alten Generation besonders.

Julja Stepanjenko über Ninel Francovna Meschkes.

Ninel Francovna wird von der Minsker Schülerin Julja Stepanjenko betreut. Sie schreibt:

Ninel Francovna hatte ein sehr schweres, mit traurigen aber auch lustigen Begebenheiten gefülltes Leben. Und jetzt bin ich ihr begegnet, höre mit Interesse und oft ergriffener Seele ihre Erzählungen.

Ninel Francovna ist ein sehr lebendiger und beweglicher Mensch, weshalb sie ständig voller Ideen ist. Sie hat zum Beispiel vorgeschlagen, mit mir gemeinsam durch Minsk zu spazieren und einen Stadtrundgang zu machen. Sie hat noch einen Traum: Zum Minsker Stausee, an das Minsker Meer, zu fahren und dort mit dem Boot zu schwimmen.

Ich helfe ihr, wo immer es geht. Zum Beispiel haben wir vor kurzem ihre alten Papiere aussortiert. Ich glaube nicht, daß das eine besondere Bedeutung hatte. Sie ist ein einsamer Mensch, deshalb braucht sie vor allem das Gespräch, einfach Aufmerksamkeit.

Man hätte ihre Augen sehen müssen, als wir ins Theater gingen. Was für ein Leuchten in ihnen war! Es tut weh, zu sehen, daß es viele völlig einsame und oft kranke Menschen gibt. Wie würde ich gern allen helfen, aber das allein zu schaffen, ist nicht möglich.

Trotzdem hat sich mein Wunsch zum Teil erfüllt: Man muß einfach Menschen versammeln, denen das Schicksal ehemals minderjähriger Zwangsarbeiter, die während des Krieges nach Deutschland deportiert wurden, nicht egal ist. Sie haben dort für ihre Heimat, für unsere Heimat gelitten, deshalb ist es unsere Verpflichtung, solchen Menschen zu helfen.

Ich hoffe, daß irgend jemand meinen Brief liest und selbst den Wunsch entwickelt zu helfen.

Zum Seitenanfang