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Schüler helfen ehemaligen Zwangsarbeitern und anderen NS-Opfern in Kiew, Minsk und Moskau.

Ein wahrer Mensch und Humanist sein.

Gedanken von Natalija Subbotina.

Wir alle sind Menschen, und welches Geschlecht, welche Nationalität auch immer wir haben mögen, welchen Beruf wir ausüben – die Menschen, mit denen wir zusammenleben, sind genau solche Menschen wie wir. Uns umgeben Glückliche und Unglückliche, Gesunde und Kranke, Lustige und Traurige, Gute und Böse, Alte und Junge.

Aber nur, wer eine gute Seele und ein fühlendes Herz hat, kann sich aufrichtig am Erfolg anderer erfreuen, an ihrer Gesundheit, ihrem Glück, ihrer Jugend, und kann mitempfinden mit dem Kranken, dem Unglücklichen und mit alten Menschen.

Genau so sollte jemand sein, der sich „Freiwilliger“ nennt. Ein Mensch, zartfühlend an Seele und Herzen, mit lautersten Absichten und dem grenzenlosen Bedürfnis, einen Teil seiner eigenen Seele, ja auch sich selbst, Menschen in Not zu schenken…

Freiwilliger zu sein, wurde schon im Altertum geboren, und ein Mensch, der sich damals „Freiwilliger“ nannte, meldete sich freiwillig zum Militär. Und erst im Lauf von Jahrhunderten hat sich aus diesem Freiwilligentum eine humanistische Bewegung gebildet, die heute für uns so wichtig ist… Deshalb hat jeder, der schwere Arbeit und Ehrenamtsaufgaben übernimmt, das Recht, sich selbst einen Humanisten zu nennen.

In unserer Schule gibt es 10 Freiwillige, Schüler der oberen Klassen. Zur Zeit sind sie Paten für 12 ältere Menschen – ehemalige Häftlinge und Zwangsarbeiter. Wir hoffen, diese Zahl wird mit jedem Monat wachsen.

Jede Patenschaft hat sich völlig anders angebahnt, und die Geschichte jeder Patenschaft ist völlig anders; aber in einem gleicht sich der Beginn aller: jede begann mit Erzählungen über das Schicksal in einem Arbeits- oder Konzentrationslager. Mit jedem neuen Schützling haben wir ein neues Leben kennengelernt, ein neues Familien- und Einzelschicksal.

Genau das war der entscheidendste Punkt in der Gründung unserer Freiwilligenbewegung; ein wahrer Mensch und Humanist kann fremdem Schmerz und Leid einfach nicht tatenlos gegenüberstehen. Unsere Schützlinge sind alte und einsame Menschen, die keine Verwandten und Freunde um sich haben. Die meisten sind krank, können sich nicht einmal mit den notwendigsten Alltäglichkeiten versorgen.

Eine unserer wesentlichsten Aufgaben besteht darin, den alten Menschen beim Besuch der Geschäfte und Apotheken zu helfen. Das macht einen großen Teil unserer Arbeit aus.

Schon recht lange leistet unsere Gruppe ihre wichtige Arbeit. Am Anfang haben wir unsere Schützlingen so geholfen: Fensterputzen, die Wohnung aufräumen, kleinere Reparaturen. Während der ersten Besuche haben wir uns bemüht, die Wünsche unserer alten Menschen zu erfahren und während der Arbeit zu erfüllen.

Aber nicht nur Reinemachen oder Begleiten zu Einkäufen und in die Apotheke ist unsere Aufgabe – sondern auch, Kulturveranstaltungen zu organisieren. Theaterbesuche sind oft Wunsch unserer Schützlinge. So haben wir mit ihnen eine „Schwanensee“-Aufführung im Weißrussischen Nationaltheater für Oper und Ballett besucht. Dieser Abend war einer der einprägsamsten unserer Arbeit. Nach dem Stück glänzten die Augen der alten Damen, ein glückliches Lächeln strahlte auf ihren Gesichtern, und: Befriedigung. Freude und Glück haben sie übermannt. Ist es nicht genau das, wonach wir streben sollten?

Mit ganzer Kraft bemühen wir uns, Gutes zu tun, noch ein paar Minuten der Freude zu schenken, und das Wichtigste: Aufmerksamkeit. Wir gehen zu unseren Schützlingen schon wie zu Verwandten, manchmal einfach nur, um uns zu unterhalten. Sind doch viele der alten Menschen lediglich von betagten, schweigsamen Möbeln umgeben, fehlt doch in ihrem Leben das Gespräch mit anderen Menschen.

Außerdem wurden diejenigen unserer Schützlinge, die den Weg zu einer Arztpraxis nicht bewältigen können, zu Hause von Ärzten besucht. Und um auf unsere Gruppe zurückzukommen: Ich kann versichern, daß jeder von uns aus uneigennützigen Motiven handelt, sich in den Minuten am glücklichsten fühlt, in denen er einen Teil seiner Seele seinem Schützling schenken kann. Diese Minuten sind für uns alle die größte Auszeichnung; wir erwarten keine Dankesworte, sondern lediglich strahlende Augen und das glückliche Lächeln desjenigen, dem ein Freiwilliger sein Herz und seine Seele schenkt.

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